Harz 2012

Was für ein zahmer Winter 2011/2012! Kein Schnee und kaum Minustemperaturen im Tiefland... Die Sehnsucht nach Schnee wächst! Also mache ich mich am Sonntag, 09.01.12 wieder einmal auf Richtung Harz, wo eigentlich ausreichend Schnee liegen sollte. Als ich am Vormittag mit der Bahn in Bad Harzburg auf 230 m Meereshöhe eintreffe, liegt hier erwartungsgemäß kein Fetzen und es regnet. Der Bus bringt mich hoch Richtung Torfhaus. Ab etwa 600 Meter wird die Landschaft langsam weißer und nach weiteren 200 Höhenmetern und 5 Minuten bin ich im tiefsten Winter! Was für ein Unterschied zum grauen Wetter unten. Ein kräftiger Schneeschauer kommt gerade herunter, als ich am Torfhäuser Ehrenfriedhof aussteige. Dieses Mal will ich von hier aus den Brocken erklimmen, denn ich habe gelesen, dass von hier der kürzeste Weg mit nur 7 km zum höchsten Berg Norddeutschlands startet. Zu meiner Überraschung ist der Weg, der von der Bundesstraße 4 wegführt, gut geplättet, mit einer Loipe für Ski-Langläufer und einem Pfad für Wanderer. (Alle Bilder lassen sich durch Anklicken vergrößern!)

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Leise rieselt der Schnee, die Nadelbäume biegen sich unter der Schneelast, die Schneehöhe beträgt hier auf etwa 830 Meter Seehöhe (ja, ich habe meinen Höhenmesser dabei...) einen halben Meter. Der Weg führt leicht bergan, und wie immer sind die ersten beiden Kilometer am schwersten. Es dauert halt etwas, bis man richtig Schritt gefasst hat und einen vernünftigen Wanderrhythmus gefunden hat.
Am ersten Wegweiser sind die üblichen Anfangsschwierigkeiten überwunden und ich beginne die Flora und das herrliche Winterwetter zu genießen. Die Temperatur beträgt hier knapp unter 0 Grad (ja, ich habe ein Thermometer dabei....), also verzichte ich auf Handschuhe und eine lange Unterhose...)

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Am dreieckigen Pfahl, der Grenze zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, biege ich nach Nordosten ab (ja, ich habe einen Kompass dabei...), durchquere das kleine Quell-Tal des Flüsschens Bode und bin bald am Eckersprung, in der Nähe der Quelle des gleichnamigen Flusses. Hie rhabe ich auch die Wolkenuntergrenze erreicht.

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An dieser Stelle beginnt der erste steile Aufstieg. Zu meinem Glück ist dieser Anstieg heute in Wolken, so dass ich das obere Ende des Weges nicht erkennen kann. Psychologisch wertvoll, denn auf diese Weise kommt mir heute dieser beschwerliche Wegteil nicht so anstrengend vor, wie bei früheren Wanderungen...
Ein gänzlich anderes Bild zeigt sich oben am Ende des Weges. Hier in den Wolken bläst ein scharfer Wind, die Bäume werden kleiner und tragen ein dicken Reifansatz. Knapp unter 1000 Meter zeigt mein Höhenmesser an.

An der Brockenbahn entlang führt nun der Goetheweg. Dann und wann überhole ich einige andere, ältere Wanderer oder lasse mich von einigen anderen, jüngeren Wanderern überholen. Diese tauchen unvermittelt aus dem Nebel auf und verschwinden ebenso schnell wieder darin. Hin und wieder lichten sich die Wolken und geben die Sicht frei auf die Landschaft.

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Nach einer halben Stunde habe die Brockenstraße erreicht. Hier laufen mehr dick vermummte Wanderer.

Die Schneehöhe hat inzwischen stattliche 1,47 m erreicht (offizielle DWD-Messung), der Wind peitscht hier oben an der Baumgrenze in 1100 Meter Höhe den Schnee über die Schneewehen und die Straße. Räumdienste sind im Einsatz, um die Brockenstraße freizuhalten und die Bergwacht fährt ständig die Straße auf und ab.

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Oben: Der Blick nach Ilsenburg am Harzrand ist heute leider etwas getrübt.... :-D

Unten: Wo geht’s denn hier hin? ;-)

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Oben auf dem Gipfelplateau tobt ein unvorstellbarer Schneesturm. Schneit es nun aus den Wolken oder ist das alles Schneefegen? Man weiß es nicht... Der Sturm erreicht in Böen 90 km/h (ja, ich habe meinen Windmesser dabei....), die Sichtweiten sinken teilweise auf 10 Meter, es ist eiskalt, der Windchill lässt die gefühlte Temperatur auf unter -25 Grad fallen, obwohl es eigentlich nur -4 Grad hier oben sind.

Ich genieße einige Zeit diese Allmacht der Natur, wärme mich am Brockenwirt etwas auf, komme ins Gespräch mit anderen Wetter-Verrückten und mache mich dann allmählich auf den angenehmen Rückweg, vorbei an “Brockenmännern”, den tief verschneiten und sturmgebeugten Bäumen:

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Vor mir auf der Brockenstraße rutscht eine junge Frau aus und fällt auf ihren Allerwertesten. Innerlich lache ich lauthals los.... als ich selber ausrutsche und wie ein Käfer auf meinem Rucksack im Schnee liege. Hochmut kommt vor dem Fall....

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Auf dem Rückweg habe ich noch das Glück, der hochschnaufenden Brockenbahn zu begegnen. Es schneit immer mal wieder, aber das macht mir nach dem Wettererlebnis oben am Gipfel nichts mehr aus.
Gemütlich schlendere ich den Berg hinunter, wundere mich über einige Langläufer, die immer wieder in Kurven von den Skiern gerissen werden, und freue mich, dass ich wieder einmal diesen Berg bezwungen habe. Ein Schneemann freut sich mit mir...
 

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Daten der Tour: Aufstieg in 1 3/4 Stunden (Rekordzeit), Abstieg in 1 1/2 Stunden (kein Rekord), gelaufene km: 16, zu Fuß überwundene Höhenmeter: etwa 400 Meter.

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