Fehmarn-Ratekau

Samstag, 19.04.08: Die Wettermodelle hatten für heute wolkenloses Wetter für Ostholstein vorhergesagt, also hatte ich geplant, meine erste größere Radtour 2008 in Richtung Fehmarn zu starten. Als ich morgens aus dem Fenster schaute, war der Himmel grau... “Willst du bei dem Wetter wirklich fahren?”, fragte meine Frau. Nun, ein wahrer Rad-Freak kennt keine Scheu vor dunklen Wolken und außerdem hatte ich das Gefühl, das Wetter würde sich eventuell im Laufe des Tages bessern. Allerdings wich ich von meiner ursprünglichen Planung ab, von Süd nach Nord zu fahren, weil der Wind stetig und frisch aus Nordost wehen sollte. Ich fuhr also von Ratekau zum Bahnhof Timmendorfer Strand, von wo mich die Regionalbahn Richtung Großenbrode kurz vor Fehmarn transportierte. Schon in Neustadt gab es erste blaue Fleckchen am Himmel, in Lensahn waren es noch ein paar Wölkchen, und als ich in Großenbrode die Bahn verließ, lachte ein strahlend blauer Himmel über mir.
Zunächst fuhr ich einmal an den Fehmarnsund, um den Stolz unseres Landkreises, die Fehmarnsundbrücke, einmal von unten zu sehen: 

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Über den windigen Fehmarnsund schweifte der Blick hinüber auf den “7. Kontinent”, die Insel Fehmarn.

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Natürlich musste ich auch rauf auf das Ding... Im Windschatten der Rampe ging es leicht bergan, man kam gut voran. Auf der eigentlichen Brücke jedoch fegte mir ein scharfer Wind um die Ohren, es war trotz der Sonne kalt, und mir wurde klar, weshalb die Brücke für Lastwagen bei Sturm gesperrt wird. Ich zog es vor, mein Rad ein Stück zu schieben, zu wackelig war mir die Angelegenheit, und das Geländer schien mir auch nicht gerade sehr hoch zu sein...

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Schon ein imposantes Bauwerk, jedoch ließen mich der Wind und der Lärm des Straßenverkehrs bald den Weg nach unten antreten.
Bei Rückenwind war ich im Nu an meinem nächsten Haltepunkt, Heiligenhafen. Hier war ich schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Der Ort hat sich von einem schmuddeligen Nest zu einer pieksauberen Stadt mit einem schönen Hafen gemausert, wo ich meine mitgebrachten Brötchen verzehrte und mit einer Flasche Bier nachspülte...

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Im Hintergrund grüßt wieder die Fehmarnsundbrücke

Das Wetter war weiterhin fantastisch, lediglich tief am südlichen Horizont erkannte man noch die Wolkenwand über dem südlichen Ostholstein.
Beschwingt vom Bier fiel mir der Anstieg von Seehöhe auf 40 Meter NN gar nicht so schwer. Ich bewegte mich nun Richtung Südosten, hatte also für die nächsten 15 Kilometer vorwiegend Seitenwind. Ein Blick zurück auf die östlichen Vororte Heiligenhafens und den in der Ostsee liegenden Graswarder, eine langgestreckte Nehrung vor Heiligenhafen und ein Naturschutzgebiet (unten):

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Auf meinem Weg noch der “Nordküste” der Ostsee an die “Ostküste” der Ostsee konnte ich dann auch die ersten zarten Rapsblüten in unserer Gegend entdecken. Bald wird Ostholstein wieder gelb sein...

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Nach einer knappen Stunde Inlandsradelei entlang der wenig befahrenen B 501 war ich froh, in Rosenfelde wieder die Ostsee zu sehen, denn das Inland ist eine einzige Berg- und Talbahn. Ich hatte kaum gedacht, dass eine Grundmoränenlandschaft so viele Hügel aufweisen kann...
Rosenfelde hat einen naturbelassenen Strand. Außer drei Leuten, die hier Drachen stiegen ließen, war weit und breit keine Menschenseele zu sehen.

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Auch von hier war in der Ferne noch die Fehmarnsundbrücke auszumachen (gezoomt)

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Hier in Rosenfelde begann ein äußerst angenehmer Teil meiner Fahrt: Auf dem Landesschutzdeich, vor dem Deich oder kurzstreckig auch hinter dem Deich ging die Fahrt straight nach Süden, geschoben durch einen herrlichen Rückenwind. Daher war es bis ins Ostseebad Dahme nur ein Klacks:

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Ein gemütliches Seebad mit heute zwei Wetterseiten: Der blaue Himmel im Norden (links) und die inzwischen näher “erfahrene” Wolkenwand im Süden (rechts)...

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Vorbei an der Landspitze “Dahmeshöved” mit einem schönen Leuchtturm....

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... war bald das Ostseebad Kellenhusen erreicht, auch ein eher etwas geruhsameres Örtchen, jedenfalls zu dieser Jahreszeit.
Die Kellenhusener nennen seit Kurzem eine neue Seebrücke ihr Eigen, meiner Meinung nach für Ostholstein eine sehr gewagte Konstruktion und etwas gewöhnungbedürftig (unten):

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Ich konnte an dem Seemann vor der Brücke nicht recht erkennen, warum er die Hand an die Stirn legt: Schaut er aufs Meer oder fasst er sich an den Kopp wegen dieser Brücke...?

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Der Fahrtabschnitt von Kellenhusen Richtung Grömitz war einfach fantastisch: Es ging jetzt auf dem Deich genau südwestwärts, also kam der Wind genau von hinten und schob mich bequem Richtung Grömitz. Um eine Geschwindigkeit von 25 - 30 km/h zu halten, brauchte ich kaum zu treten und hatte auf längeren Abschnitten praktisch “Windstille” um mich herum.
Ich musste mich regelrecht zwingen, hier und da in das weite Deichvorland abzubiegen und die Dünenlandschaft zu genießen.

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Ein ideales Wetter auch für Kite-Surfer, denen ich eine halbe Stunde lang zuschaute:

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Das “Bad an der Sonnenseite” Grömitz liegt mir eigentlich nicht, und ich weiß auch, warum...: Hier begegneten mir auf dem Deichweg doch tatsächlich drei neureiche Paare, die gar nicht daran dachten, einem Radfahrer Platz zu machen, weil ihnen scheinbar der Weg gehörte. Ich musste mich stark an meine gute Erziehung erinnern, um ob dieser Arroganz und Ignoranz nicht unflätig zu werden. Zudem verfuhr ich mich in Grömitz und kam am Ende des Yachthafens wegen fehlender Beschilderung nicht weiter. Also musste ich etwa einen Kilometer gegen den Wind zurückfahren. Du meine Güte! Jetzt erkannte ich erst, was für ein Glück ich mit dem Rückenwind hatte!!!
Richtung Neustadt gab es zwei Wege: Bundesstraße mit asphaltiertem Radweg, 12 km, oder der für mich neue Steiluferweg über die Ostseebäder Rettin und Pelzerhaken. Ich entschied mich für letzteren...:

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Klar. tolle Aussichten gab es von hier, allerdings führte der Weg stark kurvig am Steilufer entlang und hatte damit eine Länge von gut 20 km. In den Waldstücken ging es teilweise extrem stark nach unten, bzw. wieder hoch, so dass ich froh war, mit einem gut gefederten Mountainbike unterwegs zu sein. Ein Härtetest für Mensch und Material, aber beide haben ihn überstanden. Das Wetter hatte sich inzwischen eingetrübt.
Um so erstaunter war ich, als in Neustadt/Holstein die Wolkendecke innerhalb weniger Minuten aufriss und sich der Neustädter Hafen im Sonnenlicht zeigte.

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Bis nach Ratekau zurück konnte ich dann tatsächlich wieder die Sonne genießen, was mir allerdings einen leichten Sonnenbrand auf den Unterarmen bescherte..
Daten zur Tour: Start in Ratekau 8:45 Uhr, zurück 18:00 Uhr, gefahrene Rad-Kilometer: 96,51, weder Schmerzen im Hintern noch in den Beinen....

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