Rügen

3. Oktober 2007:

Was liegt am Tag der Einheit näher, als den Osten zu bereisen? Also machte ich mich gestern Morgen mit dem MVP-Ticket der Bahn und meinem Fahrrad von Bad Schwartau aus auf nach Rügen, das ich das letzte Mal kurz nach der Wende besucht hatte.
Die Zugfahrt ging zunächst durch schöne Morgennebelfelder, die sich dann hinter Rostock aufgelöst hatten und einem blankgeputztem Himmel Platz machten. Sorgen bereiteten mir tiefhängende Wolkenfetzen nördlich von Stralsund, wo es auf die Insel Rügen geht. Tatsächlich gab es in der Inselmitte um die Stadt Bergen herum dichten Nebel, der allerdings zu meinem Glück kurz vor meinem Radfahr-Startort Lietzow völlig verschwand und nur noch als graue Wand im Süden zu erkennen war.
Also konnte ich dieses Motiv des Lietzower Schlosses vor einem stahlblauen Himmel schießen:

rug01

Mein Ziel war der Nationalpark Jasmund im Nordosten der Insel, also fuhr ich teils auf guten Radwegen, teils auf kilometerlangem Kopfsteinpflaster zunächst hoch auf den 94 m hohen Babelonberg, von dem man eine schöne Aussicht über die Landenge Schaabe bis zum Kap Arkona hat:

rug02
rug03

Der Blick Richtung Jasmund ließ erahnen, dass noch einige hügelige Strecken zu meistern waren, beträgt doch dort die höchste Höhe 161 m:

rug04

Vom Babelonberg ging es dann erst hinunter an die Küste, um dann teils auf Straße, teils auf Waldwegen auf ca. 100 m Höhe zum Herthasee zu kommen, einem sagenumwobenen Plätzchen mitten im Wald:

 

Nun war es nicht mehr weit bis zum Königsstuhl, dem Ausguck oben auf den Kreidefelsen. Seit einigen Jahren ist dieser Ausblick nicht mehr unentgeltlich zugänglich, sondern man wird abgezockt, indem man eine Eintrittsgebühr in das Nationalparkzentrum von 6 Euro (ich mit MVP-Ticket 1 Euro weniger...) entrichten muss. Gut, ich bin nicht jeden Tag da, also blechte ich. Es hatte sich gelohnt, denn der Ausblick war atemberaubend:

rug05

116 Meter unter mir schimmerte die türkisblaue Ostsee:

Nach Norden hin die nackten Kreidefelsen:

rug07
rug06

Ich blieb etwa eine Stunde dort und saugte die Eindrücke ein...:

 

rug08

So schwer der berg- und talbahnähnliche Aufstieg war, desto leichter fiel mir auf meinem Rad die 8-km-Fahrt nach Sassnitz (meine Höchstgeschwindigkeit: 48 km/h). Sassnitz selbst fand ich persönlich nicht so schön, also fuhr ich an der Küste entlang Richtung Binz, von wo aus man einen schönen Blick auf den Jassmund hat:

rug09
rug10

Obwohl der Himmel sich etwas bewölkt hatte, hatte es tausende Menschen ins Freie gezogen, allerdings waren kaum Strandkörbe belegt...:

Interessant auch das wuchtige Kurhaus von Binz:

rug11

Insgesamt erinnert BInz an den Aufbau der meisten Badeorte in Mecklenburg-Vorpommern: Am Ende der Hauptstraße geht es immer auf die Seebrücke (das ist bei uns in Schleswig-Holstein tatsächlich anders)...:

rug12

Da ich den Zug um 17:30 Uhr ab Bergen nehmen wollte und ich noch fast 2 Stunden Zeit hatte, genehmigte ich mir eine Fahrt abseits der Hauptwege durch Wälder und Felder. Dies hätte ich lieber nicht tun sollen, denn die anfangs gute Beschilderung ließ im Wald schlagartig nach, bzw. war verwirrend aufgestellt. Nur dank meiner guten Radwanderkarte fand ich nach vorwiegend sandigen Aufstiegen auf erneut 60 m Seehöhe irgendwann die leicht abfallende Straße nach Bergen, die ich in regelrecht abraste, denn die Zeit bis zur Abfahrt des Zuges wurde knapp. Leider lag der Bahnhof auf der entgegengesetzten Seite der Stadt, so dass ich mich zunächst in der Stadt wiederum auf 90 m Höhe hinaufwuchtete, um danach Richtung Bahnhof bergab in Schussfahrt mit 40 km/h durch die 30-km-Zone zu rauschen. 4 Minuten vor Abfahrt des Zuges war ich auf dem Bahnsteig...
Wen's interessiert: Gesamtkilomter auf Rügen 76 km (mit Fahrt nach und von Bad Schwartau 84 km). Rügen für Radwanderer? Ich denke, man muss schon einigermaßen trainiert sein, um solche Gewalttouren genießen zu können. Untrainierten und unsicheren Radfahrern rate ich dringend von der Tour ab (steile Abfahrten, harte Anstiege, oft schlechter Wegbelag, nicht alle Straßen haben begleitende Radwege, sehr schlechte Ausschilderung).
Gut, dieses war nicht meine schönste Fahrt bisher, Spaß gemacht hat's trotzdem, das Naturerlebnis war grandios und der Schlaf letzte Nacht ein äußerst tiefer und traumloser...

[Willkommen] [Reisen] [Radtouren] [Harz] [Ratekau-Wismar] [Polen] [Wismar-Rostock] [Bungsberg] [Darß] [Rügen] [Mölln] [Fehmarn-Ratekau] [Usedom] [Hohwachter Bucht] [Müritz] [Warnow-Tal] [Dänemark] [Lolland-Falster] [Lolland-West] [Wanderungen] [Links] [Impressum]