Müritz

Lange habe ich keine größere Tour mehr unternommen, obwohl meine Kinder reichlich für Bewegung sorgen wollten, indem sie mir Radwanderkarten der schönsten Gegenden Mecklenburg-Vorpommerns geschenkt haben. Von Kolja hatte ich im letzten Jahr eine detailgenaue Radwanderkarte über die Mecklenburger Seenplatte bekommen, die nun dringend darauf wartete, eingeweiht zu werden. Am Karfreitag, 22.04.11, war es soweit: Das Wetter sollte hervorragend werden, ja, fast sommerlich, also setzte ich mich wieder einmal in den Zug Richtung Osten und erreichte vom Lübeck aus nach Umsteigen in Bad Kleinen, Bützow und Güstrow gegen 9:30 Uhr die Stadt Waren an der Müritz.

(Achtung: Alle Bilder lassen sich durch Anklicken vergrößern!)

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Waren ist eine hübsche Kleinstadt, direkt an der Müritz gelegen. Aber hatte ich nicht gelesen, der Name Müritz bedeutete im Slawischen “Kleines Meer”? Was ich dort in Waren am Hafen sah, war von der Wasserfläche her doch nichts Besonderes. Ein Blick auf die Karte verriet mir, dass der Warener Hafen an einer Bucht, der Binnenmüritz lag. Aha...!
Ich radelte nach einer Guckrunde südwärts am See entlang und die Stadt verschwand allmählich in der Ferne.

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Bald hatte ich den Rand des Müritz-Nationalparks erreicht und fuhr schön schattig durch duftende Kiefernwälder auf einem glatt asphaltierten Radweg dahin. Meine Jacke hatte ich schon in Waren abgelegt und im Rucksack verstaut.

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Auf allen Schautafeln am Wegesrand wurde vor der zweithöchsten Waldbrandstufe gewarnt, also ließ ich meine Feuerwerkkörper im Rucksack (Scherz...) ;-) .

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Nach einer Weile wich der Kiefernwald einer offenen Graslandschaft mit Kieferninseln. Im Gegensatz zur Waldeskühle war hier die Temperatur um Einiges höher, also entledigte ich mich kurz vor dem Ort Federow meiner Jeans und zog eine kurze, leichte Radfahrhose an. Wie gut, dass ich auf meine Frau gehört hatte, die mir geraten hatte, die kurze Hose mitzunehmen... Unterwegs begegneten mir auf diesem Teil der Strecke doch so einige Radfahrer, alle sehr freundlich und mit einem fröhlichen “Guten Morgen” grüßend.

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An der Häuseransammlung Schwarzenhof bog ich ab in die Kernzone des Nationalparks. Der Weg bestand nun aus festgefahrenem Sand und Kies, sehr gut zu befahren. Eine hervorragende Ausschilderung erleichterte die Orientierung erheblich. Vom Sandboden der Kiefernwälder ging es nun hinab in die weiten Sumpfgebiete de östlichen Müritzrandes. Über den Weg hatte man an zwei Stellen Beobachtungstürme gebaut, die ich natürlich bestieg. Der Blick schweifte weit über die sumpfige, an die Everglades in Florida erinnernde Landschaft, aber von der Müritz war immer noch nichts zu sehen. Laut Karte sollte nun ein Wegabschnitt kommen, der relativ dicht am Wasser entlangführte, aber außer Sumpf sah ich eigentlich nur Bäume....

Da! Fast wäre ich vorbeigefahren: Eine Abzweigung Richtung Westen, wo die Wasserfläche der Müritz sein sollte. Ich radelte etwa 500 Meter in diesen Stichweg hinein und bemerkte eine Beobachtungsplattform:

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Na endlich! Von hier aus hatte man einen wirklich atemberaubenden Blick auf die riesige Wasserfläche des größten Binnensees Deutschlands, Eindrücke, die Bilder nicht wiedergeben können! Es standen noch einige Radler mit mir auf der Plattform, alle schwiegen und staunten über diesen gewaltigen Anblick. So groß hatte ich mir die Wasserfläche nicht vorgestellt!

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Ich verweilte eine halbe Stunde, genoss den Anblick und die Ruhe des Nationalparks, verzehrte zwei der mitgebrachten Klopse (es soll Leute geben, die die Dinger Frikadellen nennen....), trank einen halben Liter Apfelschorle, schwang mich in den Sattel und fuhr nun südwärts weiter über Boek nach Rechlin am Südende des Sees, ebenfalls mit einem Hafen gesegnet, aber auch mit gemütlich anmutenden Bootshäusern.

Der unangenehmste Teil der Fahrt war das direkte Südende der Müritz, weil der Radweg dort neben einer Hauptstraße verlief. Zum Glück war dieses Stück nur etwa 2 km lang. Ich war froh, dann wieder durch Sumpfgebiete auf Plattenwegen oder aber auf sehr gut ausgebauten Asphaltwegen mit zahlreichen Picknickmöglichkeiten und Aussichtspunkten zu fahren. Über die Dörfer Vipperow und Zielow erreichte ich dann den Badestrand in Ludorf, wo tatsächlich einige Kinder im Wasser herumtollten.

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Die eigentümliche Dorfkirche in Ludorf war auch einen Schnappschuss wert... Übrigens wurde man am Wegrand über viele geologisch, geographisch und kulturell interessanten Dinge durch Schautafeln bestens informiert

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Weit schweifte der Blick von einem ehemaligen Steilufer hinüber zum “Großen Schwerin”, einer Halbinsel in der Müritz kurz vor Röbel. Die Landschaft wurde hier am Westufer der Müritz zunehmend hügeliger, es gab Gefällstrecken, wenn auch die 12% gegenüber den 16%, die ich auf Usedom gesehen habe, geradezu lächerlich wirken. Aber immerhin kann man dort mit dem Rad schnellstens auf über 40 km/h beschleunigen....

So erreichte ich das Städtchen Röbel, ebenfalls versehen mit einem kleinen Hafen inclusive einer zugehörigen Promenade. Die nächste längere Rast war hier fällig.

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Links die Dorfkirche in Sietow-Dorf. Von hier aus war es eigentlich nicht mehr weit nach Waren. Was ich jedoch nicht wusste, war, dass der letzte Teil der Wegstrecke eigentlich der beschwerlichste Teil war, weil dieser durch äußerst hügeligen Buchenwald führte, so dass man einige Steigungen nur durch Schieben bewältigen konnte. Andererseits tat gelegentliches Absteigen eigentlich ganz gut, denn der Hintern begann nach fast 80 km doch schon etwas zu schmerzen... ;-)

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Vorher allerdings konnte ich in der Nähe des Schlosses Klink noch einmal die Weite der Müritz genießen. Von hier aus sah man das gegenüberliegende östliche Ufer (weil es dort ja so flach ist, wie wir gelernt haben...) nicht mehr.

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Von Klink aus erreichte ich noch bequem den Zug um 18:31 Uhr, der mich nach dreimaligem Umsteigen in 2 1/2 Stunden nach Lübeck brachte.

Fazit der Tour: Tolle Gegend, hervorragende Radwege abseits vom Autoverkehr, viel zu sehen, Supervorsommerwetter im April (Höchsttemperatur immerhin um 26 Grad), bestens ausgeschilderter Rundweg um die Müritz.

Gefahrene km (inclusive der An- und Abfahrt zum Lübecker Bahnhof):
112,88 km, maximale Geschwindigkeit 40,5 km/h, verbrauchte Kalorien: 2645 kcal., verbranntes Fett: 216 g - das alles berechnet der neue Fahrradcomputer meines neuen Tourenbikes....

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