Lolland-Falster

(Hinweis: Alle Bilder lassen sich durch Anklicken vergrößert darstellen!)

Es ist Frühling und es kribbelt in den Beinen…. Nein, nicht wegen eventueller Durchblutungsstörungen, sondern weil es nach einem langen Winter wieder an der Zeit ist, eine längere Fahrradtour als nur immer die täglichen 15-km-Runden zu unternehmen. Da bot sich der 10. Mai 2013, ein „Brückentag“ nach Himmelfahrt, geradezu an. Der Wetterbericht sagte zwar noch 7 Tage vorher gutes Wetter voraus, doch einen Tag vorher sollte es am Reisetag eigentlich bewölkt bleiben. Na…. In der Nacht vor der Abreise prasselte jedenfalls der Regen auf das Dachfenster und beim Erwachen sah der Himmel grau verhangen aus. Ein Blick auf das Wetterradar zeigte allerdings keinen neuen Regen an. Also: rein in die Klamotten, raus mit dem Rad und ab zum Bahnhof Bad Schwartau. Dort gab es am Fahrkartenautomaten ein neues Ticket , das Fehmarnbeltticket, das für 33 Euro die Fahrt nach Fehmarn und zurück, die Fährüberfahrt mit Scandlines-Schiffen, alle Busse auf Lolland und Falster in Dänemark und die Regionalbahn zwischen Nakskov und Nykøbing für den Kauftag und den nächsten Tag bis 5 Uhr beinhaltete. Nur das Fahrradticket muss jeweils noch dazugekauft werden, das allerdings nicht die Welt kostet. Kurz vor 9 war ich in Puttgarden, brauchte im Gegensatz zum letzten Jahr nicht lange suchen, wohin ich mit dem Rad musste, und fuhr zum Auto-Fährschalter, wo die Dame dort ganz erstaunt guckte, denn ein Fehmarnbeltticket hatte sie noch nie gesehen (naja, gibt es ja auch erst seit 5 Monaten….). Als Letzter kam ich gerade noch auf die Fähre, gleich hinter dem gerade eingefahrenen ICE.

thfalster02

Und schon legte der Kutter ab. Ich sicherte mein Rad und begab mich 25 Meter höher auf das Prominenten-Deck,…. ach nee… das heißt ja Promenadendeck. Egal… Inzwischen war der Himmel zwar aufgerissen, aber über dem Wasser war es noch stark dunstig.

thfalster01

Auch die Einreise nach Dänemark ging dieses Jahr reibungslos, da ich wusste, wohin ich musste. Im Internet hatte ich auch gesehen, dass der nationale Radweg 7 direkt in Rødby-Færge beginnt und bis Maribo auf der ehemaligen Route der Eisenbahn verläuft, dem „Jernbanestien“. Eine tolle Strecke, weil sie meist schnurgerade, weitgehend eben und abseits von Straßen verläuft, größtenteils umsäumt ist von Büschen und dadurch windstiller, ruhiger und schattiger ist als die Landstraße. Gemütlich und durch einen leichten Rückenwind getrieben glitt ich also auf dem Jernbanestien in Richtung Nordost, ließ das etwas verschlafene Rødby links liegen und legte meine erste Pause im beschaulichen Ort Holeby ein.

thfalster03
thfalster05
thfalster07

Da ich die Stadt schon vom letzten Jahr her kannte, fuhr ich direkt zum Bahnhof und versuchte, im Automaten ein Fahrradticket für 12 Kronen zu ziehen, aber der Apparat nahm weder EC-, noch VISA- oder Mastercard an. Also suchte und fand ich auch schnell eine Danske Bank in Maribo, wo ich gebührenlos mit EC-Karte dänische Kronen ziehen konnte. Aber nun hatte ich einen 100-Kronen-Schein und brauchte doch Kleingeld. Die Lösung tat sich am Bahnhofsvorplatz in Form einer typisch nordischen, blonden, langhaarigen, jungen Busfahrerin auf, die mir den Schein problemlos wechselte und die mit mir in schönstem, sauberem Englisch noch ein wenig Smalltalk hielt.

Drei km nördlich von Holeby verließ ich den Jernbanestien, obwohl geradeaus der direkte und kürzere Weg nach Maribo gewesen wäre und folgte der Radroute 7 durch das gemütliche Dorf Bursø auf kleinen Landstraßen. Kurz vor Erreichen des Søndersøs war der Durchgang für Motorräder („knallerter“) verboten, was den Weg noch ruhiger werden ließ. Vorbei an blühenden Wiesen und herrlich modrig reichenden Sumpfgebieten (ich liebe das, erinnert es mich doch immer an Florida) kam ich alsbald nach Maribo mit seinem mächtigen Dom am Søndersø.

thfalster04
thfalster06
thfalster08

Die Regionalbahn Lollandsbanen brachte mich im Nu nach Nykøbing/Falster. Verkürzt wurde mir die Fahrt durch die Tatsache, dass die Lollandsbanen für ihre Fahrgäste im Zug gratis ein sagenhaft schnelles Internet zur Verfügung stellt, das ich für das Abrufen des aktuellen Wetterberichts auch gleich benutzte. Heh, Deutsche Bahn: Daran könnt ihr euch mal ein Beispiel nehmen! ;-)

thfalster10
thfalster12

In Nykøbing begab ich mich zunächst mal in die Innenstadt, wo ich mir eine Zeitlang am Torvet das geschäftige Treiben eines Freitagsnachmittags anschaute. Hier am Markt gab es auch eine Bude, die sich bei näherer Untersuchung tatsächlich als Pølserbude entpuppte. Super! Endlich! Nach jahrelangem Suchen (vergleiche meinen Bericht vom letzten Jahr) hatte ich die gute alte Pølserbude wieder entdeckt! „Steff’s Place“ hieß der Laden. Ich bestellte mir ein „hotdog med ristet pølse“ (also mit einer schmalen Bratwurst), und das Ding schmeckte mit allen Zutaten wirklich wie in den 60ern: Klasse!

thfalster11

Nun musste das Ding aber wieder abgestrampelt werden. Also fuhr ich ein Stück des Guldborgsundweges entlang, der – wie der Name schon sagt – am Guldborgsund, der die Insel Lolland von Falster trennt – entlangläuft, schoss ein Foto von der gleichnamigen Brücke, schaute mir die eleganten Häuser und Grundstücke am Guldborgsund in Hasselø By an und kehrte dann die 12 km nach Nykøbing zurück. Eigentlich wäre ich noch gern an die Ostküste Falsters nach Marielyst gefahren, wo ich auch 40 Jahre nicht war, aber das habe ich aus Zeitgründen erstmal auf die nächste Zeit verschoben.

thfalster13
thfalster14

Doch nun ging es mit dem Zug zurück in Richtung Maribo. Etwa in der Mitte der Strecke gibt es den Ort Sakskøbing, der auf der Karte eigentlich ganz malerisch liegt. Also stieg ich hier mal eben aus, fuhr eine Runde durch die Stadt und war froh, dass ich nach einer halben Stunde wieder am Bahnhof war: Was für ein verlassener Ort! Man sehe sich mal das Hotel am Markt an (Foto)! So alt, dass der Name der Stadt noch in alter Schreibweise dort steht. Kaum ein Mensch in der Fußgängerzone am Freitagnachmittag! Welch ein Gegensatz zum lebendigen Nykøbing! Naja, jede gute Reise muss einen Flop haben, sagt man, und auch wir haben diese Erfahrung oft gemacht. Auf jeden Fall ein Hat-man-mal-gesehen-muss-man-aber-nicht-nochmal-haben-Ort.

thfalster15
thfalster16

In Maribo angekommen fuhr ich auf den Marktplatz, wo ich zu meinem Erstaunen feststellte, dass die vermeintliche Eisdiele dort in Wirklichkeit auch eine Pølserbude war, die zu „Steff’s Place“ gehörte. Da ich noch etwas Kleingeld und auch Hunger hatte, bestellte ich mir in meinem schönsten Brocken-Dänisch (100 Wörter aktiver Wortschatz, aber lesen kann ich alles… :-D ) ein Hotdog mit einer typischen dänischen Wurst, gab fein Auskunft auf Dänisch und verabschiedete mich auch auf Dänisch, worauf die junge Bedienung „Tschüß“ sagte! Wie bitte? Hatte sie etwa an meiner kurzen Hose, dem Tirolerhut und den Sandalen mit Socken erkannt, dass ich Deutscher war? (Damit kein Irrtum aufkommt: Nein, das sollte ein Witz sein….). Tatsache ist, dass schon nach den ersten drei Wörtern ein Däne erkennt, ob sein Gesprächspartner Däne ist oder nicht.

thfalster19
thfalster18
thfalster17

Inzwischen war es 16:40 Uhr, das Schiff, das ich erreichen wollte, sollte um 18:15 ablegen, das müsste zu schaffen sein. Also radelte ich aus Maribo, das etwas tiefer liegt, heraus und stellte am Stadtrand fest, dass ein ganz netter Gegenwind herrschte, der meinen 22er-Schnitt von der Hinfahrt auf jetzt durchschnittlich 17 km/h drückte. Mist! Wenn ich das Schiff nicht erreichte, könnte ich zwar eine halbe Stunde später den nächsten Kahn nehmen, aber müsste dann in Puttgarden zwei Stunden auf den nächsten Zug warten. Meinen ursprünglichen Plan, für die Rückfahrt die Landstraße zu nehmen, gab ich auf, und wechselte auf den Jernbanestien, erstens, um rund 3 km einzusparen und zweitens, um den Vorteil des geringeren Gegenwindes durch die Büsche am Rand zu gewinnen. Zudem zog es in der Ferne dunkel hoch, und nass werden wollte ich auch nicht.

thfalster21
thfalster20

Ich haute also mächtig in die Pedalen, legte auf den 21 km keine Pause mehr ein und kam gerade noch rechtzeitig zur Einschiffung in Rødbyfærge an. Wie schön, dass sich die Beine auf der 45-Minuten-Überfahrt nach Festlands-Europa zurück erholen konnten und ich die saubere, pollenfreie Seeluft bei zeitweise Sonnenschein an Bord genießen konnte.

thfalster22 thfalster23

Den Zug erreichte ich natürlich ohne Probleme, war kurz vor 21 Uhr wieder in Bad Schwartau, wo es dann – hihihi - die ersten Regentropfen des Tages gab. Wieder mal Glück gehabt…!
Eigentlich hatte ich noch vorgehabt, auch die Stadt Nakskov im Westen Lollands zu besuchen, doch zeitlich wäre das viel zu eng geworden. Nun ja, ist vielleicht eine schöne Herbsttour… -)
Fazit: 79 km reine Radstrecke, die mir wie 75 km vorkamen. Bestens ausgeschildert, kein einziges Mal verfahren, herrlich ruhig und wenig Gegenverkehr auf dem Jernbanestien (auf der Rückfahrt 20 km gefahren, ohne dass mir ein Radfahrer entgegenkam, das nenne ich Ruhe pur!).

[Willkommen] [Reisen] [Radtouren] [Harz] [Ratekau-Wismar] [Polen] [Wismar-Rostock] [Bungsberg] [Darß] [Rügen] [Mölln] [Fehmarn-Ratekau] [Usedom] [Hohwachter Bucht] [Müritz] [Warnow-Tal] [Dänemark] [Lolland-Falster] [Lolland-West] [Wanderungen] [Links] [Impressum]